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Sportcenter Hahn in Geretsried: Die bayerischen Padel-Pioniere  

Sportcenter Hahn in Geretsried: Die bayerischen Padel-Pioniere

Das Sportcenter Hahn liegt in Geretsried südlich von München, eine weitere Sportanlage mit Schwerpunkt Tennis betreibt die Familie im benachbarten Wolfratshausen. Bereits seit 1906 ist die Familie Hahn im Tennissport engagiert und betreibt seit 2004 eine Tennisanlage mit sechs Außen-Tennisplätzen und inzwischen drei Hallenplätzen in Wolfratshausen. 2010 kam dann die Anlage in Geretsried mit sieben Tennis-Freiplätzen und seinerzeit fünf Hallenplätzen hinzu.
Die erste Umwidmung in der Tennishalle betraf in Geretsried zwei Hallenplätze, die zu zwei Soccer5-Plätzen umgewandelt worden sind. Dann wurden zwei der Tennis-Freiplätzen in Geretsried umfunktioniert: Zwei Outdoor-Padel-Courts und ein Beachplatz entstanden auf den vorherigen Tenniscourts.

Padel lief so gut an, dass ein Jahr später ein weiterer Hallen-Tennisplatz einem Indoor-Padel-Court weichen musste. Als durch Corona die Soccer5-Plätze über einen langen Zeitraum nicht zu vermieten waren, entschloss sich die Familie Hahn dazu, einen der Soccer-Plätze in einen weiteren Padel-Indoor-Court umzuwandeln. Mit den nun vier Padel-Courts war das Sportcenter Hahn lange die größte Padelanlage in Süddeutschland.
Nun schießen die Courts im Großraum München aus der Erde. Dennoch bleibt das Sportcenter Hahn als süddeutsches Leistungszentrum für Padel etabliert. Schon bald könnten weitere Aktivitäten auf den Anlagen der Familie Hahn hinzukommen, da Corona-Einschränkungen erst einmal nicht zu erwarten sind.

Im Interview mit Padelspieler Christopher Hahn

Padel-Point hat mit Christopher Hahn (den jeder Chris nennt) über seine Erfahrungen als Padel-Pionier der ersten Stunde gesprochen. Und wir haben ihn gefragt, wie seine persönliche Prognose für den Trendsport aussieht. 

Chris, ihr seid seit etwa fünf Jahren mit Padel aktiv. Wie viele Padel Spieler/innen sind bei euch im Verein aktiv? 

Chris Hahn: Im Verein sind derzeit 200 aktive Mitglieder, die die Plätze sehr gut auslasten. Wir haben alleine 50 Bewerber um eine Mitgliedschaft auf einer internen Warteliste.

Sind Eure Court-Kapazitäten ausgeschöpft? Bekommt man bei euch überhaupt noch einen Court bei spontaner Anfrage? 

Chris Hahn: Zu Prime-Zeiten unter der Woche, also von 17 bis 22 Uhr ist in der Regel alles belegt. Teilweise sitzen Kunden zwei Wochen vorher um Mitternacht vor dem PC, um für den nächsten Tag buchen zu können, da eine Onlinebuchung immer nur 14 Tage im Voraus möglich ist. Aber kurzfristig ist es trotzdem immer zwischendrin machbar einen Court zu ergattern, da kurzfristige Absagen öfter einmal vorkommen.

Für die Indoor-Padel-Courts habt ihr zwei Hallen-Tennisplätze „geopfert“. Hat sich das unterm Strich bezahlt gemacht? 

Chris Hahn: Eigentlich war es für Padel nur ein Tennishallenplatz, da wir den zweiten Padel-Court auf einem ehemaligen Soccer-Platz errichtet haben. Dazu fiel die Entscheidung, als Soccer in der Corona-Hochphase aus Hygienegründen nicht möglich war. Inzwischen wissen wir, dass das eine wirtschaftlich richtige Entscheidung war.

Ihr habt ja einen Club gegründet. Was sind die Vorteile eines Clubs gegenüber der rein kommerziellen Court-Vermietung? 

Chris Hahn: Das ist das interessantere Konzept für Sponsoren. Außerdem führt der Club zu einer besonderen Atmosphäre unter den Mitgliedern. Das ist ein völlig anderes Miteinander als in einer rein kommerziellen Anlage. Die Leute fühlen sich untereinander verbunden, Freundschaften entstehen und ein richtiges Clubgefühl.

Sind Padel-Courts leichter zu vermieten als Tennisplätze, weil grundsätzlich vier Spieler/innen spielen? Oder ist das sogar ein Hemmnis, weil das mehr Absprache-Aufwand untereinander erfordert? 

Chris Hahn: Da es im Padel viel weniger Hemmungen gibt, mit „Fremden“ zu spielen, gibt es weniger Probleme als beim Tennis. Tennisspieler sind sehr oft gerne unter sich, spielen beispielsweise seit Jahren ein fixes Doppel zu viert, da wird sich weniger geöffnet.

Wie haben die Tennisspieler/innen darauf reagiert, dass sowohl für Soccer wie auch für Padel Plätze weggefallen sind? 

Chris Hahn: Anfangs waren die Tennisspieler selbstverständlich sehr skeptisch, aber mittlerweile verstehen sie es. Sie sehen, wie viele Leute spielen und wie viel hier in der Region darüber gesprochen wird. Und das strahlt ja irgendwie auch auf den Tennissport ab.   

Wie groß ist der Anteil an euren aktiven Padelspieler/innen, die vorher schon Tennis gespielt haben? 

Chris Hahn: Also die Breitensportler bleiben zu 95 Prozent beim Tennis. Sie probieren es mal, aber mehr auch nicht. Bei uns im Verein sind es nur 15 Tennisspieler, die parallel auch Padel spielen.

Wie stark sind Padel-Trainerstunden bei euch gefragt und was kosten sie? 

Chris Hahn: Wir setzen auf dasselbe Konzept wie im Tennis. Klar, aktuell ist es noch etwas weniger Trainerhonorar als im Tennis, aber wir werden das nach und nach anpassen. Unsere Trainer verlangen in dieser Saison 45 Euro für eine Einzelstunde.

Padel-Point: Ihr seid mit zwei Teams in der Padel-Bundesliga vertreten. Ist das eine aufwändige Fahrerei für die Spieler? 

Chris Hahn: Da sich der Ligabetrieb gerade noch entwickelt, werden die Gruppenspiele und Finalspiele an zwei Wochenenden auf einer größeren Anlage zusammengefasst. Dort treffen sich dann alle Teams. Zur Vorrunde treffen sich die vier Teams und spielen alle Spiele gebündelt aus. Am Finalwochenende treffen sich die siegreichen Teams jeder Landesgruppe, somit ist der „Reiseaufwand“ (noch) überschaubar.

Wie kann ein Padel-Neuling am Wettspiel- und Ligabetrieb teilnehmen? 

Chris Hahn: In unserem internen Ligabetrieb sofort. Im Padel lernt man sehr schnell und in der Regel brauchen Einsteiger fünf bis zehn Spielstunden, um mitspielen zu können. Bei unserer Liga sind 100 Teilnehmer am Start und dabei ist wirklich jede Spielstärke vertreten. Bei uns spielen Spielerinnen und Spieler aller Niveaus, vom Anfänger bis zur Nummer 1 der Nationalmannschaft.

Ihr organisiert offizielle Turniere des Deutschen Padel Verbandes. Wie läuft ein solches Turnier ab? 

Chris Hahn: Teilnehmer melden sich bei rankedin.com (vergleichbar mit mybigpoint beim Tennis) an. Dort werden der Zeitplan und ein Tableau erstellt. In der Regel werden erst Gruppenspiele ausgespielt und dann gibt es ein Halbfinale und schließlich das Finale.

Als bayerisches Leistungszentrum für Padel habt ihr auch administrative Aufgaben, wie sehen die aus? 

Chris Hahn: Im Kern bieten wir Trainerlehrgänge an und kümmern uns in Absprache mit dem Verband um die Jugendarbeit.

Welche Voraussetzungen benötigt man, wenn man bei euch einen Grundlagen-Trainerschein machen möchte? 

Chris Hahn: Ein Teilnehmer muss Bälle in gewisse Zonen zuspielen können. Dazu wird Padel-Geschichte und Theorie ausgebildet. Und wie in jedem Trainerjob sollten Bewerber mit Menschen gut umgehen können. Auf jeden Fall benötigt ein angehender Trainer schon viele Stunden Padel-Praxis, um die Anforderungen zu meistern. Tennistrainer tun sich erfahrungsgemäß relativ leicht, den Kurs erfolgreich zu absolvieren.

Plant ihr eure Kapazitäten in nächster Zeit zu erhöhen?  

Chris Hahn: Definitiv! Wir planen bereits länger, aber es gab die letzten beiden Jahre vor allem durch Corona etliche Hürden. Aber da sich die Pandemie scheinbar verabschiedet, planen wir jetzt wieder auf Hochtouren.

Was ratet ihr Padel-Neulingen, die spielen möchten, aber (noch) keinen festen Partner haben? 

Chris Hahn: Bei uns gilt die Devise: Mitglied werden und in die STC Padel Family einzutreten, um dort Spielkontakte zu finden. Aktuell werden jeden Tag im Schnitt drei bis vier Spieler/innen gesucht, es besteht also immer die Möglichkeit einzusteigen. Generell können wir natürlich nur den einen Tipp geben: Fahrt in die nächst gelegene Anlage und kommt mit den Spielern und Betreibern ins Gespräch. Padel ist absolut offen in jeder Beziehung und Einsteiger sind überall willkommen!

Chris, vielen Dank für das Gespräch!

Geschäftsführer Christopher Hahn (links) und Padel-Nationalspieler Jonas Messerschmidt (rechts)

Geschäftsführer Christopher Hahn (links) und Padel-Nationalspieler Jonas Messerschmidt (rechts)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Autor: Christian Bonk