Einer der großen Vorteile der Trendsportart Padel ist die Tatsache, dass ball-talentierte Sportlerinnen und Sportler recht schnell die Grundtechniken, also Grundschläge, Volleys und den Aufschlag sicher ausführen können. So sind auch die meisten Neulinge nach kurzer Zeit dazu in der Lage, Matches auszutragen und so erste Matchpraxis zu gewinnen. In den Erstlings-Matches wird das Stellungsspiel bei den meisten noch stark vom Prinzip Zufall geprägt. Viele kopieren einfach das Stellungsspiel, das sie vom Tennis beim Doppel kennen – prinzipiell ein Schritt in die richtige Richtung. Aber beim Padel sind ein paar Elemente des Stellungsspiels nicht ganz mit der Tennis-Taktik darzustellen. Hier also die Grundlagen des Stellungsspiels für erfolgreiches Agieren als Team auf dem Padel-Court:
Einstand- und Vorteil-Seite
Wie beim Tennis entscheidet das Team vor dem Match, wer auf welcher Seite spielt, eine wichtige Entscheidung, denn sie wird im gesamten Spielverlauf nicht geändert. Wir sprechen sowohl beim Tennis wie auch beim Padel von der Einstand-Seite rechts und der Vorteil-Seite links. Während beim Tennis die (meist stärkere) Vorhand über die Seitenaufteilung entscheidet, ist beim Padel eher die Rückhand entscheidungsrelevant. Spielen beispielsweise im Tennis ein Rechts- und ein Linkshänder zusammen, werden Sie beide ihre starke Vorhand-Seite wählen, also spielt der Linkshänder automatisch auf der Vorteilseite (links). Anders fällt die Gewichtung beim Padel aus: Da auf schnelle Aufschläge die Slice-Rückhand den sichersten Return ermöglicht, würden ein Rechts- und ein Linkshänder sich genau anders positionieren als das Tennisteam: beide starken Vorhände würden eingesetzt, um die sensible Mitte abzudecken, und beide Rückhände decken die Courthälfte Richtung seitliche Glaswand ab. Zwei Rechts- beziehungsweise zwei Linkshänder sollten Ihre Entscheidung danach ausrichten, wer sich auf welcher Seite sicherer und wohler fühlt. Für die weitere Betrachtung nennen wir den Einstand-Seitenspieler Spieler A, den Vorteilsseiten-Spieler B.
Grundstellung beim Padel-Aufschlag
Der erste Aufschlag im Match wird durch einen Ballwechsel entschieden, bei dem der Ball eingespielt wird und von jedem Spieler mindestens einmal sanft geschlagen wird, bevor der Punkt ausgespielt wird. Das Team, das den Punkt gewinnt, entscheidet sich für Aufschlag oder Rückschlag. Das aufschlagende Team entscheidet, wer als Erster aufschlägt, diese Reihenfolge darf erst beim Beginn eines weiteren Satzes oder Match-Tiebreaks gewechselt werden. Grundsätzlich versucht das aufschlagende Team, mit dem Aufschlag gleich die Netzposition zu besetzen.
Aufschlag von der Vorteilsseite
Nehmen wir an, Spieler A eröffnet das Match mit seinem Aufschlag. Er positioniert sich zum Service hinter der Aufschlaglinie auf der rechten Seite. Sein Partner steht etwa zwei Schritte vor dem Netz auf „seiner“ Vorteilsseite und wählt den Abstand zur seitlichen Glaswand so, dass er einen Longline-Return als Volley abfangen könnte. Mit dem Service schließt der Aufschläger auf die Höhe seines Partners ans Netz auf, orientiert sich jedoch etwas mehr zur Mittellinie. Denn sonst wäre die Mitte sehr offen für einen tödlichen Return des Rückschlägers. Schlägt Spieler A beim zweiten Punkt von der Vorteilsseite auf, bleibt sein Partner ebenfalls auf der Vorteilsseite in der Netzposition. Der Aufschläger schließt diagonal auf und positioniert sich auf Höhe seines Partners auf „seiner“ Einstand-Seite am Netz. So hat das aufschlagende Team sofort eine dominante Netzposition inne, um eventuell schon den Return mit einem gezielten Volley zum Punkt zu machen.
Grundstellung beim Rückschlag
Beide Rückschläger stehen auf Höhe der Aufschlag-Linie und decken ihre Court-Hälfte ab. Spielt der returnierende Spieler einen hohen Lob in Scheibennähe als Return, rücken beide idealerweise auf einer Linie Richtung Netz vor, denn es ist eine defensive Antwort zu erwarten. Gerät der Lob zu kurz, bleiben beide hinten und erwarten sehr wahrscheinlich einen Schmetterball.
Generelles Spielen auf einer Linie & das Winkelspiel im Padel
Die beste und daher stets anstrebsamste Position für erfolgreiche Padel-Spiel ist die Netzposition beider Spieler auf etwa einer Linie. Denn versierte Spielerinnen und Spieler erzielen den Großteil ihrer „Winner“ durch platzierte Volleys. Prinzipiell ist jeder Spieler immer für seine Seite verantwortlich. Wird ein Spieler überlobt, übernimmt er grundsätzlich das Zurückspielen des Balles, in dem er alleine nach hinten läuft, also die gemeinsame Linie verlässt. Sein Partner hat nun die Aufgabe, möglichst offene Stellen effektiv abzudecken. Fliegt der Lob beispielsweise über Spieler B ins hintere Eck des Spielfeldes, muss ich Spieler A schon darauf vorbereiten, die Mitte abzudecken, er orientiert sich also mehr Richtung Mittellinie, damit die Gegner nach der Lobentgegnung kein einfaches Spiel haben, indem sie einen flachen Ball durch die Mitte schlagen. Spieler B versucht, nach dem er den Lob zurückgespielt hat (idealerweise mit einem Gegen-Lob), wieder die Netzposition zu erreichen. Gelingt dies nicht, weil die Gegner inzwischen ihrerseits die Netzposition eingenommen haben und vermutlich ein Schmetterball zu erwarten ist, ziehen sich Spieler A und B auf einer Linie Richtung Aufschlaglinie zurück. Im Prinzip ähnelt das Bewegungsmuster einem „Scheibenwischer-Move“, das Team bewegt sich also auf gerade oder schräger Linie stets so, dass die Mitte gut abgedeckt ist. Denn – wie auch im Tennis – ist einer der schwersten und damit seltensten Schläge ein „Kurz-Cross“, daher liegt die Hauptverantwortung des gerade nicht aktiven Spielers in der Abdeckung der sensiblen Mitte.
Kommunikation: Wie überall auch im Padel-Team das A &O
Die Bewegungsmuster erfolgreicher Padel-Teams folgen grob dem oben geschilderten Muster. Allerdings ist Padel so variantenreich, dass regelmäßig Situationen auftauchen, bei denen durch schnelle Sprints oder spontane Richtungswechsel die Basisaufstellung durcheinandergerät. In diesem Fall ist es sinnvoll, das Spiel durch einen Lob zu beruhigen und sich die Zeit zu verschaffen, die Grundordnung wieder herzustellen. Darüber hinaus ist es hilfreich, im Ballwechsel miteinander zu kommunizieren. Entscheidet sich ein Spieler spontan, einen nicht klar zugeordneten Ball zu übernehmen, sollte er mit einem kurzen „Ich“ oder „meiner“ seinem Partner signalisieren, dass dieser nicht reagieren braucht, sondern die Zeit nutzen kann, um sich schnell so zu positionieren, dass er möglichst die größte Gefahrenstelle „dichtmacht“.
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Autor: Christian Bonk