Daniel Lingen, geboren am 11. November 1990 in Dinslaken, ist ein herausragender deutscher Padel-Spieler und fester Bestandteil der Nationalmannschaft. Seine heutige Padel-Karriere begann 2013 in Herne und bereits kurz nach seinen ersten Gehversuchen zwischen den Scheiben mischte er bundesweit ganz oben im nationalen Ranking der besten Padel-Spieler mit. Niemand im Herren Nationalteam bringt es auf seine bislang 53 Einsätze im Nationalkader. Ein besonderes Highlight seiner Karriere war die Teilnahme an den BOSS German Padel Open 2023 in Düsseldorf. Dort traf er mit seinem Doppelpartner Vincent Jülich in der ersten Runde auf die Padel-Legende Fernando Belasteguín und dessen Partner Miguel Yanguas. Obwohl sie das Match mit 1:6 und 1:6 verloren, war es für Lingen ein unvergessliches Erlebnis, sich mit solch hochkarätigen Gegnern messen zu können. Wir haben Daniel im Rahmen der ISPO in München ein paar Fragen gestellt und waren vor einem Showmatch sogar Sparringspartner für ihn auf dem ISPO-Padel-Court.
❓ Arndt Schmidtmayer: Daniel, als erfahrenster Nationalspieler kannst Du uns sicher einen guten Eindruck davon vermitteln, wie sich „Nationalspieler“ sein anfühlt?
Daniel Lingen: Wenn wir von der Herren-Nationalmannschaft sprechen, reden wir von einem achtköpfigen Kader. Allerdings kannst Du alles vergessen, was Du von den „großen Sportarten“ über Nationalteams weißt. Wir treten zwar gemeinsam an, aber schon bei den gemeinsamen Trainingseinheiten zeigt sich, wie klein unser Sport noch ist. Das sind ganz wenige Termine im Jahr, die uns für Trainings zur Verfügung stehen. Die meiste Zeit trainieren wir im kleinen Kreis und versuchen uns gegenseitig weiterzuentwickeln.
❓ Arndt Schmidtmayer: Also trainiert jeder selbst, wie viele Einheiten sind das bei Dir?
Daniel Lingen: Da ich berufstätig bin, findet das in der Freizeit statt, ich versuche, mindestens zweimal wöchentlich Trainingseinheiten und Matches zu spielen, das sind pro Woche etwa fünf Stunden.
❓ Arndt Schmidtmayer: Und wie gestaltete sich inzwischen die Planung durch den Verband? Bekommt Ihr genügend Support?
Daniel Lingen: Wenn ich an die Anfangszeit zurückdenke, wird das heute schon immer professioneller. In den ersten Jahren musstest du super weit fahren, um an Turnieren teilzunehmen, weil es kaum Anlagen gab, und das natürlich auf eigenen Kosten. Anfangs gab es dann für einen Turniersieg vielleicht mal eine Flasche Sekt und den buchstäblichen Händedruck als Trophäe. Das hat sich inzwischen gewandelt. Mittlerweile werden wir immer mehr unterstützt und man merkt, wie positiv sich die Sportart in ganz Deutschland entwickelt.
❓ Arndt Schmidtmayer: Und bei den großen Turnieren? Wie läuft das ab?
Daniel Lingen: Da zählt noch immer die Eigeninitiative. Da wir eine sehr kleine Gemeinde sind und jeder jeden seit Jahren kennt, ist das sehr, sehr familiär. Teils übernachten wir vor Turnieren bei unseren Gegnern und treten dann am nächsten Morgen gegeneinander an. Und nicht selten haben wir zusammen vor dem Spieltag einen sehr schönen Abend – teils in bester Feierlaune. Ich glaube, das gibt es so nur im Padel. Aber genau das macht ja die Faszination aus: Padel ist anders, da geht es nicht ausschließlich um den Leistungsgedanken, sondern um eine ganz besondere Community, auch wenn man am Ende natürlich trotzdem als Sieger vom Platz gehen möchte und dafür sein Herz auf dem Platz lässt.
❓ Arndt Schmidtmayer: Bei der WM in Doha wart Ihr als Herren-National-Team nicht dabei. Woran fehlt es denn noch beim Anschluss an die Weltspitze?
Daniel Lingen: Da müssen wir ganz selbstkritisch sagen, dass wir noch eine Menge Arbeit vor uns haben. Gerade Spanien und Argentinien greifen auf ganz andere Strukturen in der Jugendförderung zu, das zeigt sich natürlich deutlich in der Leistung der Spitzenteams. Der Deutsche Padel Verband stellt dazu die wichtigen und richtigen Weichen. Aber eine in Deutschland noch so junge Sportart braucht mit Sicherheit noch ein paar Jahre, bis der Leistungsanschluss an die nationalen Top-Teams gelingen kann. Was jetzt zählt, ist die gezielte Förderung junger Talente.
Trotzdem konnten wir über die Jahre teils sehr gute Ergebnisse bei den großen Events erzielen. Hervorzuheben sind ein 10.Platz bei der WM 2022 in Doha, und ein 7. Platz bei der EM 2022 in Marbella (wegen Corona im gleichen Jahr). Diese Platzierungen erreicht zu haben, als „Padel-Entwicklungsland“ macht die Mannschaft und mich sehr stolz.
Selbst 2024 haben wir bei der EM auf Sardinien (wir berichteten) den 8. Platz erreicht. Leider haben sich nur die ersten 6 Nationen für die WM qualifiziert.
❓ Arndt Schmidtmayer: Wo siehst Du Dich als Teil des National-Teams im internationalen Ranking?
Daniel Lingen: Ich denke, wenn ich ideale Trainingsbedingungen habe und „voll im Saft“ stehe, wäre eine Platzierung um die 300 in der Weltrangliste machbar. Aber um Punkte für die Weltrangliste zu sammeln, brauchst Du natürlich Teilnahmen an internationalen Top-Turnieren. Und die finden halt zurzeit noch kaum in Deutschland oder den benachbarten EU-Ländern statt. Auch daran müssen wir arbeiten.
❓ Arndt Schmidtmayer: Gibst Du unseren Leser noch ein paar persönliche Tipps für mehr Erfolg auf dem Court?
Daniel Lingen: Mein Leitsatz ist: „Padel ist einfach zu lernen, aber schwer zu meistern“.
Der ultimative Tipp ist, unforced Errors zu vermeiden. Wir trainieren das regelmäßig, beispielsweise, indem unnötige Fehler mit Liegestützen („bestraft“) werden. Auf Winner zu gehen, ist im Padel keine gute Strategie. Kontrolle, Sicherheit und den Ballwechsel langsam aufbauen und sich entwickeln lassen lautet die Devise. Und erst dann einen Winner versuchen, wenn die Situation eindeutig ist. Entschleunigung heißt das Zauberwort!
Das Interview führten Arndt Schmidtmayer und Christian Bonk