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Padel-Technik: Gefahr für die Tennis-Technik oder Bereicherung?

Padel-Technik: Gefahr für die Tennis-Technik oder Bereicherung?
Padel-Technik: Gefahr für die Tennis-Technik oder Bereicherung?

Emilio Benefele Alvarez

Völlig zurecht werden Padel und Tennis als Schwester-Sportarten bezeichnet. Trotz der Unterschiede gibt es eine Vielzahl an Ähnlichkeiten, da macht auch die Schlagtechnik keine Ausnahme. Padel wächst als Trendsportart in Deutschland gerade erst so richtig und viele Tennisvereine entdecken die Strahlkraft des verwandten Rückschlag-Sports für sich. Denn, soviel steht eindeutig fest, Padel ist deutlich einfacher zu erlernen als Tennis und liefert viel schneller Erfolgserlebnisse. Daher rechnen die Macher in den Tennisclubs damit, dass sich auch künftig vor allem jüngere Sportinteressierte für Padel begeistern und dann eventuell auch mal ins Tennis hineinschnuppern wollen. Im Umkehrschluss sind bei den Padel-Novizen überproportional viele Tennisspieler zu finden, die einfach mal etwas Neues ausprobieren wollen. Folglich entstehen momentan in vielen Tennisclubs Padel-Courts als zusätzliches Angebot. Für beide Gruppen stellen sich die „umgekehrten“ Fragen: Hat das später gelernte Tennis eventuell negativen Einfluss auf meine neu erlernte Padel-Technik? Und beschädige ich als erfahrener Tennisspieler mit guter Technik meine Spielweise, wenn ich hin und wieder oder gar regelmäßig zum Padel-Racket greife?

Wer weiß die Antwort besser als ein ehemaliger Tennis-Profi?

Wir hatten die Gelegenheit, mit einem Ex-Tennis-Profi zu sprechen, der inzwischen als Padel-Head-Coach in Herrsching am Ammersee arbeitet: Emilio Benefele Alvarez. Die ehemalige Nr. 81 der ATP Weltrangliste im Herrentennis war von 1989 bis 2005 auf der Tour und hat Profimatches gegen Größen wie Boris Becker, Cedric Pioline und Alex Corretja bestritten. Emilio spielt bereits seit Jahren leidenschaftlich Padel und ist inzwischen als Padel-Coach erfolgreich. Seiner Ansicht nach ist für einen Tennisspieler, der über eine ausgereifte Tennis-Technik verfügt, Padel sogar eine Bereicherung: „Wer Tennis mit der richtigen Technik erlernt hat, wird vom gelegentlichen Padel sogar profitieren. Das liegt vor allem daran, dass du beim Padel sehr viel Slice und Volley spielst, beides brauchst Du im Tennis ebenfalls.“ Einen guten Trainingseffekt bringt auch die Tatsache mit sich, dass Padel-Rackets mit 370 bis 380 Gramm Gewicht deutlich schwerer sind als Tennisschläger. Das führt dazu, dass die kurzen Bewegungen für einen gezielten Volley oder eine Return-Rückhand als Slice ausgeführt die Technik stabilisieren, weil einfach mehr Gewicht zu kontrollieren ist. Auch die anderen Schläge, die im Padel wichtig sind, finden im Tennis Verwendung. Lobs, Dropshots oder Überkopfbälle lassen sich im Padel mit der erlernten Tennistechnik sehr gut anwenden.

Tennis hat keinen negativen Einfluss auf Padel, wenn die Technik vorhanden ist

Padel-Spieler mit guter Padel-Technik tun sich ungleich schwerer, ihre Kenntnisse im Tennis einfach umzusetzen. Prinzipiell ist der Schwung des Schlagarms im Tennis deutlich ausgeprägter, um beispielsweise lange Bälle an die Grundlinie zu spielen. Daher ist die „Umschulung“ von Padel auf Tennis recht kompliziert und erfordert ein intensives Technik-Training. Versucht der Padel-Spieler dann, die neu erlernte Tennis-Technik im Padel-Court umzusetzen, wird ihn das vor Probleme stellen, da die langen Schwünge einfach nicht zur Padel-Taktik und den hier präferierten Schlägen passen. Gleichwohl wird ein Padel-Könner, der zusätzlich Tennis lernt, von vorneherein darauf achten, technisch zu „switchen“, um seine Padel-Expertise nicht zu gefährden. Kurzum: Auch ein Padel-Könner wird seine Technik nicht verschlechtern, wenn er Tennis als Komplementär-Sportart für sich entdeckt.

Gleichzeitiges Erlernen beider Sportarten: Nicht empfehlenswert!

Bleibt noch der Sportinteressierte, der mit Padel und Tennis parallel anfangen möchte. Der wird zwangsläufig in beiden Sportarten nur langsam vorankommen, weil ihn die unterschiedlichen Technik-Schwerpunkte zu sehr fordern. Wer gerade eine Topspin-Vorhand für den Tennis-Court lernt, braucht etliche Stunden, bis dies halbwegs zuverlässig kommt. Wechselt er in diesem Lernprozess zu häufig auf den Padel-Court, wird der Lernprozess dadurch blockiert und dauert deutlich länger. Ebenso geht es dem Padel-Schüler, der im Padel Training die Schläge an der Glaswand trainiert. Er wird kaum davon profitieren, zwischendrin die Tennis-Rückhand oder Topspin-Grundlinienschläge als Grundlage lange Rallies zu trainieren.

Tipp: Wer noch keine der beiden Sportarten beherrscht, sollte sich zunächst auf Padel konzentrieren. Sitzen die wichtigsten Padel-Schläge, kann danach mühelos auf die Tennistechnik erweitert werden.

 

Autor: Christian Bonk