Emilio Benfele Alvarez war von 1989 bis ins Jahr 2005 auf der ATP-Tour unterwegs und erreicht mit einem Platz 81 in Jahr 1997 seine höchste Platzierung auf der Profi-Tour. Im Doppel hat er ebenfalls die Top 100 erreicht. Heute arbeitet er als Tennis- und als Padel-Coach und ist Mitinhaber der Sport-und Padel-Agentur Aywana mit Sitz in München und Herrsching.
Wir haben den sympathischen Racket-Sport-Fan getroffen und ihn gefragt, was er an Padel so faszinierend findet.
Emilio Benfele Alvarez
PP: Emilio, Du warst ein fest etablierter ATP-100 Spieler. Was hast Du besonders an der Tour geliebt?
Emilio Benfele Alvarez: Es war für mich faszinierend, durch den Tennissport so viele neue Orte und so viele Menschen kennenzulernen. Und selbstverständlich auf dem weltbesten Niveau Tennis-Matches zu bestreiten.
PP: Welches war das eindrucksvollste Tennismatch Deiner Karriere?
Emilio Benfele Alvarez: Das war ganz klar das Viertelfinale gegen Thomas Muster in Kitzbühel 1996. Das war ein unglaubliches Gefühl, den damals besten Sandplatzspieler ausgerechnet bei einem Turnier in seiner Heimat zu schlagen. Leider habe ich dann das Halbfinale verloren, aber das Turnier Kitzbühel und der Sieg gegen Thomas Muster waren wirklich etwas ganz Besonderes.
Auch in besonderer Erinnerung sind mir zwei Matches gegen Boris Becker geblieben, eines in Wimbledon und eines in Hamburg (also zweimal in „seiner Heimat“). Und dann war da noch ein Match in Nizza gegen Stefan Edberg im Jahr 1994, was für ein großartiger Spieler und was für ein Gentleman!
PP: Wann hast Du Padel für Dich entdeckt?
Emilio Benfele Alvarez: Padel habe ich mit Freunden schon 1986 in Madrid entdeckt. Damals hatten wir keine Ahnung von Padel und sind erst einmal mit unseren Tennisschlägern auf den Court. Da haben wir dann irgendetwas gespielt, das so ganz grob in Richtung Padel ging. Richtig Padel gespielt habe ich zum ersten Mal 1992 in Malaga.
PP: Und wann hast Du Dein erstes Padel-Liga-Match bestritten?
Emilio Benfele Alvarez: Das war erst im letzten Jahr, bis dahin habe ich immer nur „privat“ gespielt oder an Freundschaftsturnieren teilgenommen.
PP: Wer hat Dich zum Padel-Trainer ausgebildet?
Emilio Benfele Alvarez: Ich habe die Trainer- und eine Sport-Management-Ausbildung bei der RPP (Registro Professional de Padel) absolviert. Das ist die weltweit anerkannteste Trainingsakademie mit über 8000 Trainern in 75 Ländern.
PP: Was findest Du an Padel besonders interessant im Vergleich zum Tennis?
Emilio Benfele Alvarez: Padel macht Spaß schon in der ersten Stunde, weil Du sehr schnell Erfolgserlebnisse hast und schon nach kurzer Zeit gute Ballwechsel um Punkte hinbekommst. Das ist das Erfolgskonzept, das Padel so viel einfacher macht als Tennis. Voller Spaß von Anfang an! Und je mehr Du spielst, desto größer wird der Spaß!
PP: Gegen wen hast Du Dein bestes Padel-Match gespielt und mit welchem Ergebnis?
Emilio Benfele Alvarez: Das war 1994 mit meinem Freund und Doppel-Partner Pepe Imaz, als wir gegen die damalige Nummer 1-Paarung der Weltrangliste “Piñon-Semprun” ein Freundschaftsspiel ausgetragen haben. Uns ist das Kunststück gelungen, die beiden zu schlagen, ich weiß sogar noch das Ergebnis: 7/5, 6/3, 4/6 und 6/2.
PP: Was rätst Du Anfängern, damit sie schnell besser werden?
Emilio Benfele Alvarez: Ganz wichtig ist es, den Hammergriff für alle Schläge zu nutzen. Dann unbedingt (noch früher als beim Tennis) früh ausholen. Nach den ersten paar Schlägen sollten Anfänger zunächst versuchen, kotrollierte Bälle hin und her zu schlagen, dann im zweiten Schritt die Wand zu integrieren, dann entwickelt sich ein Gefühl für das spätere Stellungsspiel.
PP: Welche sind Deine Lieblingsschläge beim Padel?
Emilio Benfele Alvarez: Gefühlvolle Lobs und eine schnell geschlagene Rückhand
PP: Verdirbt sich ein guter Tennisspieler durch Padel die Tennis-Technik?
Emilio Benfele Alvarez: Nein, im Gegenteil. Padel unterstützt Tennis-Fortgeschrittenen sogar. Sie profitieren beispielsweise durch ein stabileres Handgelenk beim Volley und beim Schmetterball auf dem Tennis-Court. Außerdem verbessern sich das Ballgefühl und der „Touch“, beispielsweise bei tiefen Volleys.
PP: Würdest Du Sportlern raten, gleichzeitig mit Tennis und Padel anzufangen?
Emilio Benfele Alvarez: Nein, entweder oder. Die beiden Sportarten gleichzeitig zu lernen, wird nicht funktionieren, da sind die Techniken und der taktische Spielverlauf zu unterschiedlich.
PP: Was gibt es bei der Auswahl des Schlägers für Anfänger zu beachten?
Emilio Benfele Alvarez: Das ist genau wie beim Tennis: Der Schläger muss sich gut anfühlen und leicht manövrieren lassen. Also wirklich eine subjektive Entscheidung, es gibt im Prinzip weder beim Tennis noch beim Padel schlechte Schläger, sondern nur Schläger für unterschiedliche Spielertypen. Daher solltet ihr unbedingt verschiedene Schläger ausprobieren. Wichtige Kriterien sind die Form des Griffs und das Gewicht. Steifigkeit der Schlagfläche und Größe des Kopfes sind am Anfang eher unwichtig.
PP: Sind für Padel Tennisschuhe geeignet?
Emilio Benfele Alvarez: Sandplatz-Tennis Schuhe sind in Ordnung, nur Hartplatzschuhe haben wir den Padel-Court zu wenig Grip. Früher oder später wird sich vermutlich jeder ein paar extra Padel-Schuhe anschaffen.
PP: Wie sieht Dein Turnierplan für dieses Jahr aus?
Emilio Benfele Alvarez: Wir haben gerade so viel mit der Entwicklung unserer Agentur und Tennis- und Padel-Schule zu tun, dass ich kaum dazu komme, selbst Turniere zu spielen. Aber ein Spaß-Match zwischendurch muss jede Woche drin sein!
Emilio, wir danken Dir für Deine Zeit und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg!
Autor: Christian Bonk